Was ist Multiple Sklerose (MS)?

Bei der Multiplen Sklerose (lat. Multiplex = vielfach; griech. Skleros = hart) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems (ZNS). Diese Entzündung schädigt die fetthaltigen Hüllen (Myelin), die viele Nerven (Axone) umgeben. Die geschädigten Stellen heißen „Plaques“ oder „Entmarkungsherde“. Deshalb handelt es sich bei MS auch um eine von vielen Entmarkungskrankheiten. Bei der Multiplen Sklerose werden von den Immunzellen des körpereigenen Abwehrsystems fälschlicherweise die Myelinscheiden und Axone angegriffen.  Die Entmarkung bei MS findet an vielen Stellen gleichzeitig statt, wobei sowohl das Rückenmark als auch das Gehirn betroffen sein können. Dort zerfällt das Myelin, das Gewebe verhärtet sich und wird sklerotisch (narbig). Nicht nur das Myelin wird zerstört, sondern auch die Leitungsbahnen der Nerven, die Axone.

Die Verlaufsformen

Um die individuellen Unterschieden besser zu verstehen und einen geeigneten Behandlungsplan aufstellen zu können, wird die MS oft in Gruppen eingeteilt.

1. Schubförmig = rezidivierend – remittierend

Es sind klar unterscheidbare akute Schübe zu beobachten, die mehrere Tage oder Wochen anhalten können. Anschließend kommt es zu einer vollständigen oder teilweisen Genesung (Remission), wobei jedoch neurologische Symptome oder bestimmte Behinderungen zurückbleiben können. Zwischen den Schüben verschlimmert sich die Krankheit klinisch nicht. Etwa 80 % aller MS-Erkrankungen beginnen in Schüben. Bei etwa 50 % der Kranken wird die MS nach dem Rückfall dann progredient. (fortschreitend).

2. Sekundär – progredient

Diese Krankheitsform beginnt zunächst schubförmig. Dann folgt eine Progression (Verschlimmerung) in unterschiedlichem Tempo, bisweilen mit gelegentlichen Rückfällen und kleineren Remissionen. In etwa 10 % aller Fälle verschlimmert sich die MS sofort nach Beginn. Die Patienten sind meist stärker behindert als Patienten mit rein schubförmigem Verlauf.

3. Primär chronisch progredient

In etwa 5-10 % der Fälle verschlimmert sich die Krankheit von Anfang an. Dabei kommt es gar nicht bzw. nur sehr selten zu Schüben. Der körperliche Zustand verschlechtert sich kontinuierlich. Diese Form der MS tritt häufiger bei Menschen auf, die nach dem 40. Lebensjahr erkranken. Auch sind hier Männer häufiger vertreten als Frauen.

4. Progressiv- rezidivierend

Bei diesem MS-Typ setzt die Progression sofort ein, und zwar ohne klare, akute Rückfälle, denen mitunter eine gewisse Besserung folgt.

Mögliche Ursachen

Multiple Sklerose gilt im Allgemeinen als Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem, aus unbekannten Gründen, den eigenen Körper angreift. MS ist an sich keine Erbkrankheit, trotzdem gibt es bei ca. 10-20 % aller MS Patienten einen weiteren Krankheitsfall in der Familie, was darauf schließen lässt, dass bestimmte Erbanlagen Menschen anfälliger dafür machen. Die Wahrscheinlichkeit, an MS zu erkranken, obwohl keine nahen Angehörigen daran erkrankt sind, beträgt 1:2000 (0,2%). Hat ein Elternteil MS, steigt das Risiko einer Tochter, ebenfalls zu erkranken, auf 4:100 (4%), das Risiko eines Sohnes steigt auf 2:100 (2%), was zeigt, dass Frauen doppelt so häufig betroffen sind. Das Risiko bei eineiigen Zwillingen liegt bei 30%, wenn ein Zwilling erkrankt ist. Es ist noch kein Virus bei MS isoliert, trotzdem glauben viele Forscher, dass ein Virus für die abnorme Immunreaktion verantwortlich ist. Offenbar spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle bei MS. Man geht heute davon aus, dass die Grundlagen von Infektionen mit verschiedenen Mikroorganismen, z. B Viren oder Bakterien entstehen, deren Struktur zufällig menschlichen Zellen sehr ähneln.

Quellen

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Diagnostik und Therapie der Multiplen Sklerose. AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/050 (Stand: Oktober 2008)